Festungsruine Hohentwiel, Giebel des Langen Baus der oberen Festung

Bewegte GeschichteMeilensteine

Zweimal spielte der wehrhafte Hohentwiel eine militärisch bedeutende Rolle: Im 10. Jahrhundert, als die Festung Sitz des Herzogtums Schwaben war, und als württembergische Landesfestung im 16. und 17. Jahrhundert. Das Ende kam 1800/1801 durch die Truppen Napoleons, der die Festung schleifen ließ.

Festungsruine Hohentwiel, Hohentwiel-Felsen

Mittelalterliche Höhensiedlung auf der Terrasse unterhalb des Steilfelsen.

Die ersten Bewohner auf dem Berg Twiel

Der Hohentwiel war schon vor dem Bau der mittelalterlichen Festungsanlagen bewohnt. So lassen sich erste Siedlungsspuren in der späten Bronzezeit (1200-750 v. Chr.) belegen. Die auf der Terrasse unterhalb des Steilfelsen gemachten Funde stammen vermutlich von einer Höhensiedlung, die im Zuge der mittelalterlichen Bebauung der Bergspitze zerstört wurde.

Festungsruine Hohentwiel, Karlsbastion Rondell Augusta

Glanzvolles Herrschaftszentrum und gut zu verteidigen: der Hohentwiel-Felsen.

Schwäbische Residenz und Ritterburg

Die durch Schriftquellen gesicherte mittelalterliche Geschichte  des Hohentwiel beginnt im Jahr 914 mit dem Bau einer Verteidigungsanlage. Die Herzöge von Schwaben bauten ihre Befestigung zur Residenz aus. Herzog Burkhard III. (954-973) und seine Frau Hadwig machten daraus ein glanzvolles Herrschaftszentrum. In den folgenden Jahrhunderten gelangte der Hohentwiel in den Besitz der Herzöge von Zähringen, nach 1300 wurde er zu einer gewöhnlichen Ritterburg im Besitz der Familie von Klingenberg.

Porträt des Herzogs Ulrich von Württemberg, Holzschnitt von Hans Brosamer, um 1540

Herzog Ulrich von Württemberg um 1540.

Württembergische Landesfestung

Als Herzog Ulrich von Württemberg 1519 nach turbulenten Jahren aus seinem Land vertrieben wurde, blieb ihm als Zufluchtsort nur noch der Hohentwiel. Er übernahm die Burg von der Familie von Klingenberg, ohne je den vollen Kaufpreis zu zahlen. Von hier aus brach er später zur Rückeroberung Württembergs auf. Er und sein Nachfolger, Herzog Christoph, bauten den Hohentwiel zu einer der sieben Landesfestungen aus.

Festungsruine Hohentwiel, Tor zum Innenhof der oberen Festung
Festungsruine Hohentwiel, Gewölbe im Erdgeschoss der oberen Festung

Blick in den Innenhof und das Erdgeschoss des Fürstlichen Hauses.

Festungsruine Hohentwiel, Gewölbekeller der oberen Festung

Einst ein dunkles Verlies: der Gewölbekeller.

Uneinnehmbare Festung und Gefängnis

Weder im Dreißigjährigen Krieg – fünf Belagerungen allein zwischen 1635 und 1644! – noch in den Kriegen Ludwigs XIV. von Frankreich konnte der Hohentwiel eingenommen werden. Im 18. Jahrhundert nutzten die württembergischen Herzöge die Festungsanlagel als Gefängnis. Hier wurden unter anderem auch prominente politische Gefangene inhaftiert.

Festungsruine Hohentwiel, Außenansicht

Die Zerstörung der Festung ist deutlich sichtbar.

Am Ende doch besiegt

Lange Zeit galt die Festungsruine Hohentwiel als uneinnehmbar. Und tatsächlich hat sie auch die Belagerungen im Dreißigjährigen Krieg und die Kriege am Ende des 17. Jahrhunderts unversehrt überstanden. Doch am 1. Mai 1800, als die Armeen Napoleons anrückten, war das Ende gekommen: Die Kommandanten gaben die Festung kampflos auf. Der Hohentwiel wurde schließlich von den französischen Truppen gesprengt und unbewohnbar gemacht. Diese Zerstörung beendete 900 Jahre Festungsleben.

Festungsrunie Hohentwiel, Luftbild

Von französischen Truppen gesprengt.

Als Festung zerstört – wie ging es weiter?

Die Überreste der ehemaligen Festung wurden ein Teil der Ruinenromantik des 19. Jahrhunderts. Dabei rückte der Hohenwiel in den Fokus von Historikern und Schriftstellern: In den Jahren zwischen 1835 und 1857 erschienen mehrere Bücher über die Geschichte des Hohentwiel – darunter der Roman „Ekkehard“ von Joseph Viktor von Scheffel, der 1855 geschrieben wurde und die Festung berühmt machte. Als Folge davon entstanden die Festspiele am Hohentwiel, die den Roman als Bühnenstück zeigten. Seit 1969 findet jährlich das „Hohentwiel Festival Singen“ mit seinem vielfältigem Kulturprogramm statt.

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